Mitternachtsschwimmer
Sehr gerne gelesen habe ich gerade diese Neuerscheinung bei Dumont über ein entlegenes Dorf an der Irischen See zu Lockdown-Zeiten, in dem recht ungleiche Menschen aufeinander treffen und gemeinsam ein Stück Leben und Lebendigkeit wiederfinden.
Evan will sich nach einem Schicksalsschlag eine kurze Auszeit in einem Cottage in Bellybrady nehmen, aber aus den Tagen werden Wochen. So bleibt es nicht aus, dass Grace, die Vermieterin, die ihre Zeit eigentlich lieber alleine mit quilten, Fischfang und ihrem Hund verbringt und Evans Wege sich häufiger kreuzen, als ihr zunächst lieb ist. Die kleine exzentrische Gemeinschaft wächst mehr und mehr zusammen, als schließlich noch Lucas, Evans taubstummer Sohn überraschend vor der Tür steht…
Mit meinem Faible für Nature Writing haben mir natürlich besonders das Setting und die Landschaftsbeschreibungen des kleinen Küstenorts gefallen, aber auch die Sprache des Romans haben mich gleich abgeholt. Für mich ist es trotz schwieriger Themen ein Wohlfühlroman mit Tiefgang, der mich sehr an „Alte Sorten“ erinnert hat. Die leicht verschrobenen und unterschiedlichen Charaktere schließt man schnell ins Herz und ich kann mir vorstellen, dass das Kneipenleben sich während Corona in den entsprechenden Orten genauso abgespielt hat, wie hier beschrieben. Mit Mitternachtschwimmer liest man eine lebendige, kurzweilig und gut erzählte Geschichte, bei der die Autorin am Ende ein bisschen zu sehr auf die Tube drückt – worüber man aber gut hinwegsehen kann.