Benzin
Gunther Geltingers Debütroman „Mensch Engel“ habe ich in guter Erinnerung, obwohl schon 2008 erschienen, hat das Buch einen besonderen Platz in meiner Bibliothek gefunden. „Benzin“, soeben erschienen, steht nun daneben. Ich finde den Titel genial, das Cover, den Roman. Genial ist der Titel für einen Roadtrip wie ein Movie durch das südliche Afrika.
Benzin ist wie Fahren, unterwegs sein, ein Vorüberziehen und ein An- und Innehalten und ein Durchfahren von einem Stopp zum nächsten.
Vinz und Alexander sind unterwegs, zwei Männer, Freunde, seit langem ein Paar. Der Leser und die Leserin nimmt ihnen die Handlung ab. Roman steht vorne drauf, aber der Autor spielt mit Fiktion und Autofiktion, einer von beiden könnte er selber sein oder sie beide, schon geschriebene Romane kommen nebenbei vor.
Das Buch ist schnell, und selbst beim Lesen hält man den Atem an. Neue Kapitel mit neuen Überschriften, tatsächlich von A bis Z durchbuchstabiert, gönnen eine Pause.
Das Buch ist genau und gleichzeitig diffus. Die Beobachtungen widmen sich kleinsten Kleinigkeiten, Gerüchen und Empfindungen. Wie in einem Tagebuch, nichts wird verheimlicht.
Gedanken, die einem beim Fahren kommen, aus der Beobachtung und aus der Erinnerung, alles zieht vorüber.
Das Diffuse ist die gelungene Herausforderung für den Leser und die Leserin wie bei einem unscharfen Bild, siehe auch das Cover.
Vinz ist der Schriftsteller, der Material sammelt für ein neues Buch.
Vinz und Alexander sind die Reise auch angetreten um ihrer Beziehung aus der Krise zu verhelfen und mit Spannung nimmt man jede Nähe und Berührung war.
Auf ihrer Fahrt in die einsetzende Nacht, noch bevor sie ihr erstes Ziel seit der Landung erreicht haben, fahren sie in der Weite einen Fußgänger an. Der Autor hält uns und seine Protagonisten eine ganze Weile im Ungewissen, was passiert ist. Geltinger ist ein Meister subtiler Dramaturgie.
Der junge Mann aus Simbabwe, aus seiner Heimat geflüchtet, will nun mit den beiden fahren.
Gerät nun mehr als die Reise aus den Fugen?!
Er wird sich ihnen als Guide anbieten.
Die Armut in Südafrika und das Tabu der Homosexualität verdichten nicht nur die Atmosphäre, sie erweisen sich auch für die Figuren als verstörend.
Ein überaus packender kunstvoller Beziehungsroman, Afrika ist dabei mehr als eine Kulisse, alle Figuren gehen uns nahe.