Ian McGuire, „Nordwasser“
Ein junger Feldchirug, der nach aufopferungsvoller und desillusionierender Arbeit in einem indischen Lazarett glaubt, schon alles gesehen und erlebt zu haben, heuert auf einem Walfangschiff an. Die Sitten sind rau, man lebt unter Männern, die Arbeit ist gefährlich und alle wissen aus Erfahrung, dass nicht alle lebend zurück kehren werden. Beschrieben wird, meist deutlich und manchmal in derber Wortwahl, die Reise ins arktische Nordmeer, der Alltag der Seeleute an Land und auf dem Wasser, etwa um 1860, kurz vor dem Übergang ins Zeitalter der Dampfschifffahrt. Neben der verbrecherischen Tat eines Seemanns, in seiner Art sowohl eloquent und doch einfältig seinen Instinkten folgt, überschattet die Fahrt ein geplanter Betrug im großen Stil. Ein düsterer und gleichzeitig lebhafter Roman, historisch und hyperrealistisch, der von Abgründen der menschlichen Seele handelt, der mitreißt und fesselt, der Fragen aufwirft nach der Verantwortung des Einzelnen für das Ganze und der letztendlich zeigt, dass Zähigkeit Kraft bezwingen kann.