Giovannis Zimmer
Wer nicht mehr ganz jung ist, hat Giovannis Zimmer mit um die Zwanzig gelesen, findet das Exemplar von früher sowieso nicht mehr wieder und freut sich, diesen Titel ganz neu in einer frischen stylischen Ausgabe bei dtv wieder in den Händen zu halten. So begeistert man einst war, oder sich an die Gefühlswelt der jungen Jahre erinnert, so wenig erinnert man wahrscheinlich noch die Details oder ist nun bei der neuerlichen Lektüre über die Maßen verwundert, welch grandioses Werk man kaum mehr weglegen möchte. Es ist der Ton, die Stimmung und Stimme der neuen Übersetzung, die alles zur Frische beiträgt, dass einen die Handlung im Paris der 1950er Jahren nahezu umhaut, mitnimmt, alles vergessen lässt. Der Amerikaner David verliebt sich in den italienischen Barmann Giovanni und hat sich doch längst seiner amerikanischen Geliebten versprochen, die noch durch Spanien reist, bevor sie nach Paris zurückkehren wird. Giovannis Zimmer ist das Drama zweier weißer Protagonisten aus der Feder eines jungen schwarzen Schriftstellers, dem damit ein Meisterwerk an Psychologie gelungen ist. Eine Handlung, die in Südfrankreich ihr Ende findet, sich aber stets um Giovannis Zimmer rankt. Absolute Empfehlung übersetzt von Miriam Mandelkow, inklusive Nachwort von Sasha Marianna Salzmann.
Und das schreibt der Verlag:
Im Paris der Fünfzigerjahre lernt David, amerikanischer Expat,in einer Bar den reizend überheblichen, löwenhaften Giovanni kennen. Die beiden beginnen eine Affäre – und Verlangen und auch Scham brechen in David los wie ein Sturm. Dann kehrt plötzlich seine Verlobte zurück. David bringt nicht den Mut auf, sich zu outen. Im Glauben, sich selbst retten zu können, stürzt er Giovanni in ein Unglück, das tödlich endet.
Baldwin brach mit ›Giovannis Zimmer‹ 1956 gleich zwei Tabus: Als schwarzer Schriftsteller schrieb er über die Liebe zwischen zwei weißen Männern. Sein amerikanischer Verlag trennte sich daraufhin von ihm, seine Agentin riet ihm, er solle das Manuskript verbrennen. Heute gilt ›Giovannis Zimmer‹ als Baldwins berühmtester Roman.