Miroloi
Die 16-Jährige, zunächst namenlose Protagonistin lebt auf einer Insel in einer Gemeinschaft mit strengen, sektenähnlichen Regeln und Gesetzen, in der Frauen den Männern untergeordnet sind und weder schreiben noch lesen dürfen. Als Findelkind wird sie aber auch von den Frauen und Kindern ausgegrenzt und als Fremde betrachtet. Nur der Bethvater der Gemeinschaft, der sie großgezogen hat, und eine ältere Frau des Dorfes bringen ihr Zuneigung entgegen. Zunehmend wachsen in ihr Zweifel: „Und wie ich hier stehe, übers Dorf, übers Tal, bis zum Hafen blicke, jedes Ding bei seinem Namen nenne und immer wieder daran hängenbleibe, dass ich keinen Namen trage, da kommt mir der Gedanke, dass irgendwo ein Fehler sein muss. Wieso gibt es für jeden und alles einen richtigen Namen oder ein Wort, nur für mich nicht? …Ich will so lange jedes Ding beim Namen nennen, bis mir aufgegangen ist, wo der Fehler verborgen liegt.“ Als sie dann heimlich mit Hilfe ihres Bethvaters lesen und schreiben lernt, werden die bis dahin geltenden Grenzen aufgebrochen und die Welt öffnet sich neu für sie. „Auf dem Stein ist ein Zeichen gemalt. Drei Linien, die sich miteinander verbinden. Ein Buchstabe. Was er wohl bedeuten mag? Ich leere das Säckchen aus. Alle Buchstaben, die es gibt, liegen auf meinem Bauch. Alle Worte, die es gibt, liegen auf meinem Bauch. Die ganze Welt liegt auf meinem Bauch.“ Auch von außen droht der Ordnung der Gemeinschaft Gefahr, der die Männer durch zunehmende Einschränkungen und strengere Gesetze entgegenzutreten versuchen.
Erzählt wird in kurzen, als Strophen betitelten Kapiteln, in einer schlichten, zuweilen poetischen Sprache, die den Leser rasch in seinen Bann zieht. Wir erleben die wachsenden Zweifel der jungen Frau, ihre tiefe Verbundenheit zu den wenigen Menschen, die sie als gleichwertig annehmen, ihre erste Liebe und ihre Ausgrenzung innerhalb der Gemeinschaft sowie insbesondere wie Bildung neue Welten eröffnen und alte Fesseln lösen kann. Ein zu jeder Zeit hochaktuelles Thema!
Der Verlag schreibt:
Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert, wenn man sich in einem solchen Dorf als Außenseiterin gegen alle Regeln stellt, heimlich lesen lernt, sich verliebt? Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt ›Miroloi‹ von einer jungen Frau, die sich auflehnt: Gegen die Strukturen ihrer Welt und für die Freiheit. Eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit spielen könnte; ein Roman, in dem jedes Detail leuchtet und brennt.