Alphabet

  • Titel: Alphabet
  • Autor: Kathy Page
  • Übersetzung: Beatrice Faßbender
  • Sprache: Englisch
  • Verlag: Wagenbach
  • ISBN: 9783803133373
  • Erschienen: August 2021
  • Einband: Gebunden
  • Umfang: 320
  • Preis: 24,00 €
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von:

Barbara Stöcker

Nach dem Mord an seiner Freundin wird der 29-jährige Simon, aus dessen Sicht der Roman verfasst ist, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Buch setzt mit dem Beginn der Haft ein. „Es fällt kein Wort. Er könnte hier sterben, überlegt er. Könnte umgebracht werden. Drogen nehmen und die Sache selbst erledigen. Einfach alt werden…und ganz plötzlich verlangt es ihn nach dem, was er nie hatte, unbedingt, er will alles auch ohne zu wissen, was es ist! Wie sehr er den Schalter umlegen will, sich auflösen, woanders wieder auftauchen oder als jemand anderes, irgendjemand. Schon kämpft sein Herz , will aus der Brust fliehen, als sich die letzte Doppeltür zum Trakt öffnet und ihm der Gestank und das Echo von Gefangenschaft entgegenschlägt.“  Im Gefängnis lernt Simon lesen und schreiben und beginnt zunächst heimlich Brieffreundschaften mit Frauen. Zögerlich fängt er an sich mit seiner Vergangenheit und seiner Tat auseinanderzusetzen. Aber kann man in dieser Umgebung überhaupt eine Resozialisierung erreichen? Der Leser taucht tief in die Gedankengänge des Protagonisten ein, in seine Frustration, seine Wut und seine Hilflosigkeit, sich anderen zu öffnen. Je länger man liest, um so mehr Sympathien entwickelt man für Simon, zweifelt aber gleichzeitig an seiner Fähigkeit, sich grundlegend zu ändern und ist von seinen Gedankengängen und Einstellungen teilweise auch abgestoßen. Gerade diese Ambivalenz, eine Kombination aus Verletzlichkeit, Charme und Gefährlichkeit, wie Kathy Page im Nachwort erklärt, möchte sie, die selbst ein Jahr lang in einem britischen Männergefängnis gearbeitet hat, uns vermitteln.  Ihre Erfahrungen hat sie in diesem Roman verarbeitet, der vielleicht nicht immer leicht zu lesen ist, aber dafür lohnende Einblicke in einen abgeschotteten „Nicht“-Teil unserer Gesellschaft gibt und zu vielen Fragen und Gedanken Anregung gibt.

 

Der Verlag schreibt:

Simon Austen ist ebenso charmant und verführerisch wie undurchschaubar und manipulativ. Eine tickende Zeitbombe. Er durchbricht die Monotonie seiner Haft, indem er endlich Lesen und Schreiben lernt und mit seiner Therapeutin Spielchen treibt. Dabei überschreitet er immer wieder Grenzen.

Seine Kindheit und Jugend hat Simon in Heimen und bei Pflegefamilien verbracht. Nun sitzt er wegen Mordes an seiner Freundin lebenslänglich in einem Hochsicherheitsgefängnis und durchläuft verschiedene Therapien. Er ergreift die Chance, Lesen und Schreiben zu lernen, und beginnt verbotenerweise mehrere Brieffreundschaften mit unterschiedlichen Frauen. Dabei findet er immer mehr über sie heraus, ohne sich selbst zu offenbaren. Nach einer Schlägerei kommt er ins Krankenhaus und teilt dort das Zimmer mit Vic, der sich gerade in Charlotte verwandelt. Aber welche Verwandlung gelingt Simon in den dreizehn Jahren seiner Haft? Kathy Page entfaltet dieses Leben in ihrem psychologischen Drama so sezierend wie zugeneigt.

Kathy Page ist eine ungemein vielseitige Autorin, die in ihrem Werk eine immense Palette an Themen, Genres und Stilen vereint – jeweils mit beeindruckender Virtuosität. In diesem Roman verarbeitet sie eigene Erfahrungen während eines Arbeitsaufenthalts im Männergefängnis. Ohne diesen Handlungsort zu sentimentalisieren, gelingt ihr ein Bravourstück, das tiefgründig Identität, Vergebung und Gerechtigkeit verhandelt.

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