Brüderchen
Aus drei Perspektiven wird das Schicksal einer Familie in einem Dorf in den Cevennen beschrieben. Die Eltern haben bereits einen Sohn und eine jüngere Tochter, als das dritte Kind zur Welt kommt. Nach anfänglich unbeschwerten Wochen fällt zunehmend auf, dass das Kind geistig und körperlich behindert und außerdem auch noch blind ist. Die einzigen Gefühlsäußerungen bestehen in einer Art Lachen und Weinen. Die Kinder werden nicht mit ihren Namen benannt, sie heißen „ Der große Bruder“, „ Die Schwester“ und „ Der Nachgeborene “, das behinderte Kind wird als „ Das Unangepasste“ bezeichnet. Im ersten Kapitel wird die enge Beziehung des älteren Bruders zu dem Kind, im zweiten das Schicksal der Familie aus Sicht der Schwester dargestellt. Das dritte Kapitel bringt eine unerwartete Wendung, da die Mutter später noch einmal schwanger wird.
Das Leben der Bewohner in der südfranzösischen, ländlichen Region wird von der Natur stark beeinflusst, was unterstützt durch die nahezu poetische Sprache des Romans deutlich zum Ausdruck kommt. Auch die Gefühlswelt der Protagonisten mit ihrer völlig unterschiedlichen Sichtweise und Reaktion auf die Geschehnisse sowie ihre Beziehung zu den anderen Familienmitgliedern wird mit ausgesprochenem Einfühlungsvermögen dargelegt. Der Autorin gelingt es dabei, nicht in Sentimentalitäten abzugleiten, sondern hat zu einem schwierigen Thema einen wunderschön zu lesenden Roman von äußerster Intensität geschrieben.