Demon Copperhead
Der gerade auf Deutsch erschienene Pulitzer Preis Gewinner ist die Ich-Erzählung des Demon Copperhead, von seiner Geburt in einem Trailer in den Wäldern Virginias über seine Kindheit in bitterer Armut, später als Weise, über ein paar gute Highschool-Jahre, bis zu seiner fast zwangsläufigen Drogen und Tabletten Abhängigkeit als junger Erwachsener. Barbara Kingsolver lässt in ihrem neuen Roman langsam und schmerzlich den Amerikanischen Traum vor unseren Augen zerplatzten. Nicht jede und jeder hat die gleichen Chancen. Hier nicht und schon gar nicht in Amerika. Man erfährt auf dieser tragisch wilden Reise viel über Kinder-Armut in den USA – keine Sozialversicherung, mangelnde Bildung und den kaum vorhandenen Sozialstaat. Kinder ohne Eltern werden praktisch sich selbst überlassen und auch die, die sich um sie kümmern sollten, Sozialarbeiter:innen, Lehrer:innen und Pflegeeltern, verdienen selbst zu wenig, um davon in Würde leben zu können. Auf der anderen Seite steht eine schamlose, unfassbar mächtige Pharmaindustrie, die aus Profitgier Millionen von Amerikaner:innen, gezielt in den wirtschaftlichen schwachen Staaten wie eben Virginia, abhängig von Tabletten macht. Schwere Kost? Ja, und trotzdem steckt das Buch so voll Witz, Überlebenswille und Hoffnung, dass uns von Zeit zu Zeit vor Rührung die innere Lesestimme bricht. Die eigentliche Sensation des Romans aber ist die Sprachperformance. Ein lieber Backhaus Kollege hat mir das Buch zum Geburtstag geschenkt und es hat mich sofort mit Haut und Haaren verschlungen. Erst nach 200 Seiten, in denen für mich klar war, dass hier ein ganz junger Autor seine autobiographische Lebensgeschichte erzählt und in ihrem Stil und Flow oft an einen wütenden Rap von Eminen erinnert, habe ich auf dem Klappentext entdeckt, dass die Autorin erstens weiblich und zweitens bereits 69 Jahre alt ist. Wow! Da kann man sich nur Stephen Kings Kommentar zu Demon Copperhead anschließen – Storytelling At Its Best!