Der Sommer meiner Mutter
Auch für die deutschsprachige Literatur der Gegenwart hat das Jahr gut angefangen mit dem soeben bei C.H. Beck erschienen Roman von Ulrich Woelk. Man mag gleich nach diesem auffälligen Buch greifen, der Titel hat es einem sowieso schon angetan: Der Sommer meiner Mutter. Schönheit und Schrecken des Sommers 1969 im Kölner Vorort aus der nun erwachsen reflektierten Sicht des elfjährigen Tobias. So etwas kannten wir vielleicht schon bei den großen amerikanischen Erzählern, eine filmische Vorortgeschichte, in die ein Ereignis hereinbricht, dem einige dramatischere folgen werden. Die neuen Nachbarn verändern alles: ein linkes engagiertes Ehepaar trifft auf ein konservatives, Tobias auf die dreizehnjährige Rosa, die ihm Popmusik und Literatur nahe bringt. Alle fühlen sich voneinander angezogen und verbringen von nun an viel Zeit miteinander. Die Leserin und der Leser sind von Anfang an in die Zeit gezogen, vielleicht werden viele Erinnerungen wach, gut genug ist Woelk auf jeden Fall in seinen gekonnt literarischen Schilderungen, die das Ende der 1960er Jahre einfangen. Die Dramaturgie stimmt, die scheinbar naiven Beobachtungen stimmen uns ahnungsvoll, dass etwas im Gange ist… Meine Leseempfehlung gilt einem atmosphärischen dichten Roman, der klug ist und wundervoll erzählt wird.
Empfehlung von Bernd Brandenburg