Die Nachricht
Ein psychologischer, sehr zeitgemäßer Roman!
Die Ich-Erzählerin Ruth, mittleren Alters mit zwei Söhnen und einer Stieftochter, entdeckt, nachdem ihr Mann Ludwig durch einen tragischen Unfall plötzlich verstorben ist, dass er sie betrogen hat. Halt findet sie in dieser schwierigen Phase bei ihrem langjährigen Freund Wolf , ihrer Familie und dem Psychologen, der eines ihrer Kinder nach dem Tod des Vaters kurzfristig behandelte. Doch dann erhält sie wiederkehrend diffamierende Nachrichten auf ihren Accounts. „ Die Person tauchte nur auf, um mich zu beschimpfen, mich zu verletzen. Dann verschwand sie wieder und ließ mich allein mit ihren bösen Worten, ihren gemeinen Lügen und den Geheimnissen, die sie über mich und Ludwig wusste. … Gegen die Angst und die Verunsicherung, die die Nachrichten auslösten, wehrte ich mich vergeblich.“ Zunehmend kämpft sie darum, die Kontrolle über ihr Leben zu behalten, insbesondere da die Nachrichten auch an ihre Freunde und Bekannten verschickt werden. „ Das Problem war, dass die Leute sie nicht vergaßen. Das Problem war, dass etwas von den Nachrichten kleben blieb. Die Leute, die diese Nachrichten bekamen, fingen an darüber nachzudenken, ich wusste es.“ Die Nachrichten bekommen eine zunehmend Macht über sie und ihr Leben.
Doch der Roman ist weit vielschichtiger. Während ihrer Ehe hatte Ruth den Wunsch nach Freiräumen und Zeit allein zu sein. Jetzt muss sie mit dem täglichen Alleinsein zurechtkommen und erfährt gleichzeitig, wie die Gesellschaft auf eine Frau als Single in ihrem Alter reagiert. „ Niemand fragt glückliche Paare, ob sie lieber allein wären. Wenn man aber allein war, war man dagegen permanent gezwungen, Auskunft über die eigene Befindlichkeit zu geben.“
Dieses Buch ist sicher kein Psychothriller. Es geht nicht in erster Linie darum, wer die Nachrichten verschickt und die Protagonistin unter extremen seelischen Druck setzt. Vielleicht ist die Auflösung auch ein bisschen vorhersehbar. Aber die Folgen anonymer Nachrichten und Drohungen im Netz und die seelischen Empfindungen der Ich-Erzählerin in einer schwierigen Lebensphase werden klug und fesselnd dargestellt.
Der Verlag schreibt:
Eine Frau – eine Nachricht – eine Verunsicherung. In ihrem neuen Roman schreibt Doris Knecht über familiäre Geheimnisse und die fatalen Folgen von Frauenverachtung und digitaler Gewalt
„Die Nachricht“ handelt von Frauen, deren Souveränität stets aufs Neue infrage gestellt wird – und von den Lügen, die wir gerade den Menschen erzählen, die uns am nächsten stehen.
Vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes lebt Ruth allein in dem Haus auf dem Land, wo die Familie einst glücklich war. Die Kinder haben längst ihr eigenes Leben, während Ruth das Alleinsein zu schätzen lernt. Bis sie eines Tages eine anonyme Messenger-Nachricht bekommt, von einer Person, die mehr über ihre Vergangenheit zu wissen scheint als Ruth selbst.
Doris Knecht schreibt über eine Frau, die plötzlich zur Verfolgten wird, und erweist sich einmal mehr als virtuose Skeptikerin zwischenmenschlicher Beziehungen.