Ein untadeliger Mann

  • Titel: Ein untadeliger Mann
  • Autor: Gardam, Jane
  • Übersetzung: Isabel Bogdan
  • Sprache: Englisch
  • Verlag: Hanser Berlin
  • ISBN: 9783446249240
  • Erschienen: August 2015
  • Einband: Gebunden
  • Umfang: 352
  • Preis: 22,90 €
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rezensiert
von:

Anke Beckmann

Tauchen wir ab in die Welt eines in die Jahre gekommenen, englischen Gentleman. „Ein untadeliger Mann“ ist der erste Band von Jane Gardams Trilogie. Die 1928 geborene Autorin hat erst mit 40 Jahren mit dem Schreiben begonnen, dafür aber mit großem Erfolg. In England ist die klassisch, aber nicht langweilig erzählende Autorin sehr bekannt und geschätzt.

 

Jane Gardam lässt uns das Leben von Edward Feathers, “Old Filth” sein Spitzname, durch seine Tagträume verfolgen. Einst arbeitete er als Kronanwalt für Baurecht sehr erfolgreich in Hongkong. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname „Filth“, was nicht etwa mit „Schmutz“ zu übersetzen wäre, sondern ein Akronym für „Failed in London, try Hongkong“ ist. Diesen Ratschlag soll Feathers einem jungen Anwalt gegeben haben. Mittlerweile ist Feathers pensioniert und mit seiner Frau Betty nach England zurückgekehrt. Dort leben sie ein beschauliches Leben, zurückgezogen in Dorset auf dem Land, bis Betty unerwartet einem Herzinfarkt im Tulpenbeet erliegt. Ihr Tod trifft Edward Feathers zutiefst. Äußerlich ist dem vom Scheitel bis zur Sohle gepflegten, kontrollierten Gentleman die Erschütterung nicht anzumerken, doch innerlich bricht etwas in ihm auf und gleichzeitig zusammen. Er gibt sich immer häufiger seinen Tagträumen hin und so begleiten wir „Old Filth“ in einem Zickzackkurs durch sein Leben.

Wir erfahren von Raj-Waisen, Kindern von Kolonialbeamten des britischen Empire, wie Edward einer ist, die in jungen Jahren nach England in Pflegefamilien gesteckt wurden, bis sie die englische Erziehung in Internaten erleben sollten. Diese Kindheit ohne Liebe, zwischenmenschliche Bindungen und festen Halt. Wir erfahren von Freundschaften und Begegnungen, die Feathers zu dem machten, wer er heute ist. Wir erfahren von englischen Kollegen, die Feathers für einen kompetenten Anwalt halten, aber in ihm einen Langweiler mit einem komfortablen Leben ohne Besonderheiten sehen.

Wie Recht sie auf der einen Seite haben und wie Unrecht sie ihm tun, das erfahren wir durch Edwards Gedanken und seine letzte, skurrile Fahrt, zu der er aufbricht.

 

Jane Gardam erzählt einfühlsam und humorvoll von einem Menschen, in dem man sich, geblendet von dessen Verschrobenheit, tüchtig täuscht und ein wenig bestätigt wird.

 

Beglückt und berührt schließt man das Buch und ist sehr gespannt auf den zweiten Band, „Eine treue Frau“, welcher die Sichtweise seiner Frau Betty beleuchtet.

 

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