Liebe ist gewaltig
Der Roman beginnt mit einem Kurklinikaufenthalt der Protagonistin Juli, bei dem sich das 17-jährige Mädchen unter deutlich älteren Erwachsenen mit Krankheiten und Problemen wiederfindet, die mit ihrer Lebenssituation nichts gemein haben. Juli schildert dem Leser diese Episode mit viel Witz, Ironie und Sarkasmus. Doch zunehmend nimmt sie den Leser auf ihre emotionale Achterbahnfahrt mit. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken, sobald deutlich wird, warum Juli von ihren Eltern hierhergebracht wurde und in welcher seelischen Not sich die Protagonistin befindet. Nur der dementen Margot vertraut sie ihre Ängste und Sorgen an. Hier weiß sie sie sicher aufgehoben. „ Ich wusste nicht, dass ich einen Schlüssel für Menschen besitze, bis ich ihn verloren habe. Manchmal habe ich trotzdem noch das Gefühl, die Alte zu sein. Löwenmädchen. Dann schaue ich in den Spiegel und sehe eine blassgraue Maus, trübes Haar, seit Tagen tot in der Falle.“ Ihr Familie hält eine Fassade aufrecht, hinter der sich physische und psychische Gewalt verbirgt, der sich nur ihre ältere Schwester entziehen kann. Im zweiten Teil des Buches lebt Juli in Berlin und versucht, Distanz zu ihrer Familie aufzubauen, später beginnt sie ein eigenes Familienleben.
In den ersten beiden Abschnitten erzählt Juli aus ihrer Sicht von ihrer Familie und ihren Problemen, sich im Leben zurecht zu finden. Im letzten Teil des Buches ändert sich die Perspektive. Überzeugend wechselt dabei auch der Erzählton in den unterschiedlichen Abschnitten. Die Auswirkungen der psychischen und physischen Gewalt innerhalb der Familie sowie die daraus entstehenden Abhängigkeiten und langfristigen Probleme werden auf intensive emotionale und überzeugende Weise dargestellt. Der Leser wird nicht geschont, aber dies ist dem Thema auch unbedingt angemessen!
Der Verlag schreibt:
Juli wächst in einer Vorzeigefamilie auf: Die Eltern sind Rechtsanwälte, sie ist Klassenbeste. Doch in der Kleinstadtvilla herrscht das Grauen. Der Vater drillt die Kinder auf Leistung, prügelt sie und seine Frau. Juli wird älter, fordert ein Ende der Gewalt, deren Realität von der Mutter vehement abgestritten wird. Einzig ihre Geschwister und eine Maus geben Halt. Doch wie kann man sich befreien, wenn man weder den Eltern noch den eigenen Erinnerungen traut? Die Befreiung gerät zum Feldzug – gegen die Eltern und das eigene Ich. Drei Jahrzehnte folgen wir Juli, die mit aller Macht versucht, die Deutungshoheit über ihr Leben zu erlangen. Ein eindringlicher Roman über Verletzungen und eine mögliche Heilung, voller Originalität und Wärme.