Marschlande
Geschickt verknüpft die Autorin Jarka Kubsova Gegenwart und Vergangenheit miteinander: Auf der einen Seite Frauen im Mittelalter, die sich nicht so verhielten, wie das ihre Umgebung von ihnen erwartete und die deshalb aus fadenscheinigen Gründen oder oft auch aus Habgier der Hexerei beschuldigt wurden – und in der Gegenwart: Eine Frau, die ihr Berufsleben der Familie unterordnet und nicht gelernt hat, ihre eigenen Vorstellungen einzubringen. So ist Britta mit ihrem Mann und ihren Kindern in der Hoffnung auf ein erfülltes Landleben in das Marschland außerhalb von Hamburg gezogen. Ihr und ihren Kinder fällt das Einleben in die neue Umgebung äußerst schwer, erste Risse im harmonischen Familienleben zeigen sich. Bei ihren langen Spaziergängen stößt Britta auf den Namen Abelke Bleken und beginnt deren Geschichte zu recherchieren. Abelke Bleken hat nachweislich um 1580 gelebt, wurde als Hexe verleumdet und hingerichtet. Das Leben zu dieser Zeit im Marschland mit seinen enormen Anforderungen an die Bewohner, ihre Pflichten als Deichbewohner und das Ausgeliefertsein gegenüber der rauen Natur und der Obrigkeit wird packend und tief bewegend erzählt. Auch heute werden Menschen, die nicht dem üblichen Rollenbild entsprechen, zu Außenseitern gemacht, wobei so wie damals ihnen selbst die Schuld daran zugewiesen wird. Diese Übereinstimmungen zweier weit auseinanderliegender Zeitebenen werden von der Autorin in dem Roman sprachlich überzeugend und bis zur letzten Seite fesselnd dargelegt.