Mein Herz ist eine Krähe
Die 53-jöhrige Ich-Erzählerin Kåra sitzt mit ihrer Schwiegermutter am Küchentisch, sie planen die Beerdigung von Kåras Schwiegervater Roar. Rasch wird dem Leser klar, dass Unausgesprochenes im Raume steht, dass Kåra von diffusen Ängsten geplagt wird und sich dringlichst von hier fortsehnt. Knapp 80 Jahre zuvor ist Unni, die Mutter von Roar, mit ihrem Kind und ihrem Geliebten aus Norwegen hierher geflohen. Sie ist die andere Stimme in diesem Roman, der die Lebensgeschichte von Unni und ihrer Familie vom Beginn des letzten Jahrhunderts bis in die 70er Jahre erzählt. Mit beeindruckender Willenskraft versuchen Unni und ihr Mann sich trotz aller Widrigkeiten und Schicksalsschläge in Schweden eine neue Heimat aufzubauen. Um hier überleben zu können, sind sie von der Natur und der Hilfe ihrer Mitmenschen abhängig. Doch gleichzeitig hat Unni unbändige Angst, entdeckt und zurück nach Norwegen gebracht zu werden. Kåra dagegen kämpft viele Jahre später insbesondere gegen ihre eigenen Dämonen und das Gefühl, sich nirgendwo im Leben zugehörig zu fühlen. Erst spät wird sie erfahren, welches Geheimnis der Familie ihr so lange verborgen geblieben ist. Die Autorin hat einen ruhigen Erzählton gewählt, bei dem den Beschreibungen der Gedanken- und Gefühlswelt der Personen sowie den Stimmungen der Natur ebenso viel Raum gegeben wird wie der Handlung, ohne dass dies der Spannung Abbruch verleiht. Der Leser aber wird von Beginn an von der atmosphärischen Dichte in den Bann gezogen.