Oben Erde, unten Himmel
Wieviel unterschiedliche Arten von Einsamkeit gibt es? Darüber unterhält sich die 25-jährige Suzu eines Tages mit ihrem Arbeitskollegen. Suzu lebt zurückgezogen ohne Freunde, das einzig bedeutsame Lebewesen für sie ist ein Hamster. Kontakte zu knüpfen und zu pflegen hat sie aus Bequemlichkeit schon lange aufgegeben. Auch der Versuch über ein Dating Portal eine Beziehung aufzubauen, scheitert kläglich. Ihr Arbeitgeber kündigt Suzu wegen ihrer fehlenden Empathie mit dem tröstlichen Hinweis, mit einem Wischmopp könne sie aber sehr gut umgehen. So nimmt sie eine Stelle als Reinigungskraft bei der Firma von Herrn Sakai an ohne zu wissen , dass es sich hierbei um ein Spezialunternehmen für Kodokushi-Fälle handelt. Kodokushi bezeichnet den Tod von Menschen, die einsam sterben und aufgrund ihrer sozialen Isolation erst Wochen oder Monate später aufgefunden werden. In ihrem neuen Arbeitsleben begegnet Suzu wunderbar absonderlichen Menschen und dank der Hilfe von Herrn Sakai ändert sich langsam ihre Wahrnehmung und Einstellung gegenüber ihrer Mitwelt. Da der Roman in Japan spielt- die Familie der Autorin besitzt japanische Wurzeln- erhält der Leser nebenbei Einblicke in die japanische Kultur. Dabei schreibt die Autorin mit einer wunderbaren Leichtigkeit, mit Witz und durchaus tiefgründig über die Einsamkeit von Menschen und den Umgang mit dem Tod in unserer Gesellschaft. Ein Roman, der trotz seines ernsten Themas beim Leser ein hoffnungsvolles Gefühl hinterlässt!
Der Verlag schreibt:
»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung.Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. »Fräulein Suzu«, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion.Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein.
Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein großes Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹.