Rote Sirenen
Die Erzählerin und Autorin Victoria Belim reist in den Jahren 2014 und 2019 in die Ukraine, wo sie 15 Jahre ihrer Kindheit verbracht hat und noch ein Teil ihrer Familie lebt. Für einige Zeit wohnt sie bei ihrer Großmutter Valentina, deren Lebensinhalt sich um die liebevolle Pflege ihres Obstgartens dreht. Von der Vergangenheit möchte die Großmutter nichts wissen, sie hat eine Mauer des Schweigens um sich aufgebaut. Victoria aber will herausfinden, was ihrer Familie in diesem Land widerfahren ist und insbesondere wer ihr Großonkel Nicodim war, über den niemand sprechen möchte. Nach und nach lernt sie Menschen kennen, die ihr ein Bild über die Zeit in der Ukraine in der ersten Hälfte des letzte Jahrhunderts vermitteln können, besucht Orte, in denen ihre Urgroßeltern gelebt haben und erhält schließlich Einblick in alte Akten des sowjetischen Geheimdienstes. Auch ihre Großmutter beginnt langsam sich der Enkelin gegenüber zu öffnen. Das Leid, das auch die enge Verbindung und wechselnde Beziehung zu Russland der Ukraine und ihren Menschen gebracht hat, sowie die Risse , die sich aufgrund unterschiedlicher politischer Einstellungen auftun, werden anhand der persönlichen Erlebnisse deutlich. Die Autorin hat mit Feingefühl und Empathie ein hochaktuellen Roman über ihre Familie und ihr Land geschrieben, dem viele Leser zu wünschen sind.