Urspung
Wo kommen wir her? Was prägt uns? Wo sind wir zu Hause? Was ist unser „Ursprung“ und welche Bedeutung hat er für unser jetziges Leben?
In ihrem gleichnamigen Roman betrachtet die dänische Autorin Eva Tind diese Fragen durch die Augen einer außergewöhnlichen Familie. Aus der Ichperspektive erzählen Vater Kai, Mutter Miriam und Tochter Sui von Lebenssituationen im Umbruch und ihrem persönlichen Umgang damit.
Sui ist alleine bei ihrem Vater aufgewachsen, ihre Mutter Miriam hat Mann und Kind früh nach der Geburt verlassen, um sich nur ihrer Kunst zu widmen und plant zurückgezogen im Wald nun ihr letztes großes Werk. Kai, der ohne seinen koreanischen Vater in Dänemark aufwuchs, gerät in eine Krise, als Sui mit 18 zu Hause auszieht und reist nach Indien während sich Sui auf die Spuren ihrer Vorfahren begibt…
Der auf mich sehr authentisch wirkende, bisweilen auch poetische Schreibstil und die damit verbundenen philosophischen Reflexionen über das Leben hat mich von der ersten Seite an berührt. In diesem sehr besonderen Roman spannt die Autorin einen Bogen von der westlichen Welt bis ins neue und alte Asien, der sich in den Lebensgeschichten der Protagonisten wiederspiegelt. Mit großer Selbstverständlichkeit bildet sie in den verschiedenen Lebensentwürfen die Ganzheitlichkeit unserer Welt ab – Kunst, Wissenschaft, Spiritualität, Migration, alternative Lebensformen, alte Kulturen – die für viele Menschen in einem Sowohl-als-auch schon längst gelebt Realität sind, aber selten so zum Ausdruck und zur Sichtbarkeit kommen, wie in dieser Geschichte. Eine interessante, lohnenswerte und freudige Lektüre.