Vaters Meer
Als der Ich- Erzähler Yunus 13 Jahre alt ist, erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle, nach denen er zunächst im Koma liegt und anschließend bis zu seinem Tod bettlägerig ist und nur noch mittels der Augen kommunizieren kann. Für Yunus bleiben nur einzelne Geschichten, die ihm sein Vater über seine Kindheit in einem kleinen Ort in der Türkei nahe der syrischen Grenze und seine Erlebnisse in Deutschland erzählt hat. Das Aufschreiben dieser Geschichten und seiner eigenen Erinnerungen sind für Yunus die einzige Möglichkeit, seinen viel zu früh verlorenen Vater für sich lebendig zu halten. Dabei werden die Migrationserfahrungen des Vaters, die wechselhafte Geschichte der Türkei und die Erlebnisse des heranwachsenden Yunus in einer deutschen Großstadt erzählt. Es entsteht ein eindrucksvolles Bild sowohl des Vaters, der mit viel Lebensenergie durch Höhen und Tiefen in seinem Leben gegangen ist, als auch über den Umgang des heranwachsenden Yunus und seiner Mutter mit dem alles veränderten Schicksalsschlag. Erinnerungen sind subjektiv und können nicht losgelöst von der sich erinnernden Person gesehen werden. Der Ich-Erzähler Yunus spricht von einem Meer der Erinnerungen und einem Meer der Imaginationen und findet für beides ausdrucksstarke Bilder. Der Autor hat auf diese Weise einen sprachlich beindruckenden und thematisch vielschichtigen Roman insbesondere über das Erinnern und über die Auseinandersetzung eines jungen Menschen mit dem viel zu frühen Verlust des Vaters geschrieben.