Zur See

  • Titel: Zur See
  • Autor: Dörte Hansen
  • Verlag: Penguin Verlag
  • ISBN: 9783328602224
  • Erschienen: September 2022
  • Einband: Gebunden
  • Umfang: 256
  • Preis: 24,00 €
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rezensiert
von:

Barbara Stöcker

Bei einer Autorin wie Dörte Hansen, die bereits zwei sehr lesenswerte und viel gelobte Romane ( „ Altes Land“ und „ Mittagsstunde“ ) veröffentlicht hat, ist die Erwartungshaltung der Leser natürlich hoch. Aber das neue Buch „ Zur See“ kann sowohl sprachlich als auch inhaltlich mit den Vorgängerromanen ohne weiteres mithalten.    
Der Roman spielt auf einer Nordseeinsel, die in Abhängigkeit vom Wetter unterschiedliche Formen der Naturschönheit aufweist, wobei diese Atmosphäre sprachlich wunderbar eingefangen wird. Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, die wie schon ihre Vorfahren eng mit der Insel und ihrer Geschichte verbunden ist. Der Ehemann hat sich vor Jahren auf eine einsame Vogelinsel zurückgezogen und lebt dort ein Einsiedlerdasein. Der älteste Sohn Ryckmer hadert damit, dass er seine Stelle als Schiffskapitän verloren hat und flüchtet sich in den Alkohol. Die Tochter arbeitet als Altenpflegerin, regelmäßig nimmt sie sich eine Auszeit auf dem Festland, wo sie in eine andere Lebenswelt und Beziehung eintaucht. Glücklich erscheint der jüngste Sohn Henrik , der von seiner Umgebung seltsam entrückt in einer eigenen Welt lebt, keine wirklichen Beziehungen zu den Mitmenschen aufbaut und aus angeschwemmten Gegenständen Kunstwerke zusammenstellt, die von den Touristen begeistert gekauft werden. Diese Touristen bilden den Kontrast zu den Inselbewohnern. Saisonabhängig überschwemmen sie die Insel regelrecht und suchen hier ihr Seelenheil, dabei tatkräftig unterstützt vom Inselpfarrer, der jedoch selbst zunehmend den Glauben an sich selbst und an Gott verliert. Auch Mutter Sander hat sich  jahrelang liebevoll um die Gäste gekümmert. Doch mit den Jahren leiden die Insel und ihre Bewohner unter den Touristenströmen, die mehr und mehr nur noch ihre eigenen Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die Bewohner befriedigen möchten. Die Autorin zeichnet ein liebevolles, aber auch oft humorvolles  Bild von ihren Protagonisten mit ihren Schwächen und teilweise skurrilen Eigenheiten. Wenn dann Geschichten aus der Inselvergangenheit und der Seefahrt in das Erzählte einfließen, fühlt man sich ein wenig an Balladen erinnert. Es ist einfach wunderbar, wie Dörte Hansen für jede Facette des Romans und die tragenden Personen eine passende Sprache findet .     
Man sollte sich einfach in das Buch hineinfallen lassen und kann dann die raue Seeluft geradezu spüren!

 

Der Verlag schreibt:

Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel?

Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.

Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung.

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