Empfohlen von Barbara Stöcker
Aus der Backhaus-Filiale Aachen (Laurensberg)
Zu Beginn erzählt der Autor Alex Schulmann, wie er mit seinen Brüdern zu ihrem alten Ferienhaus fährt, um dort ihre schwer alkoholkranke Mutter zu überzeugen, mit ihnen zu kommen und sich einer Behandlung zu unterziehen. Den Sohn Alex würdigt die Mutter jedoch keines Blickes, lässt sich aber von den beiden anderen Brüdern mitnehmen. Wie konnte es so weit kommen, wo sich doch Alex an viele glückliche Momente seiner frühen Kindheit mit einer innigen Beziehung zu seiner Mutter erinnert? Der deutlich ältere Vater drangsalierte dagegen lange Zeit die Familie durch sein nahezu zwanghaftes Verhalten. Zunächst heimlich flüchtete die Mutter zunehmend in den Alkoholismus, so dass sich das Familienleben schleichend veränderte: „ Ganz allmählich begriff ich, dass es die Mutter, die ich einmal gehabt hatte, nicht mehr gab. Ich hatte eine neue Mutter bekommen.“ In der Familie wird ungeachtet der erheblichen Auswirkungen auf das Leben der Kinder die Krankheit totgeschwiegen. Als Alex viele Jahre später seiner Mutter seine neugeborene Tochter vorstellt, zeigt sie keinerlei emotionale Regung. Alex ist zutiefst erschüttert: „Irgendetwas ist da in mir zerbrochen.“ Der Ich-Erzähler beschreibt, wie er Jahre später wieder versucht, emotionalen Zugang zu seiner Mutter zu bekommen, wie sie sich ganz langsam einander annähern. Er möchte ihr klar machen, welche Auswirkungen ihre Sucht auf ihn hat und wünscht sich so sehr, von ihr zu erfahren, warum sie ihm das angetan hat. Der Autor ist schonungslos, auch mit sich selbst und dabei ist ein Buch entstanden, ehrlich, herzzerreißend und voller Liebe zu einem Menschen, der in seiner Sucht seinen Kindern unendliches Leid angetan hat.